Vortrag: „Familien für Gesundheitsthemen erreichen: Roma & Sinti“
Im November 2016 war ich im Rahmen einer Fortbildung über Interkulturelle Kommunikation der „Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf“ eingeladen, einen Vortrag über Sinti* und Roma* sowie darüber, wie man diese Zielgruppe für Gesundheitsthemen erreichen kann, zu halten.
Nach einem historischen Einblick in die Herkunft der Minderheit und der Sprache Romanes, habe ich über den Begriff „Zigeuner“ und seinen Ursprung referiert. Dabei habe ich verschiedene Herleitungen erläutert und die volksetymologisch bedingte, jedoch falsche, Verbindung mit dem „Zieh-Gäuner“ thematisiert. Im Anschluss daran wurden antiziganistische Bilder der Medienberichterstattung an konkreten Beispielen erläutert.
Weiterhin war die historische Verfolgung der Minderheit ein zentrales Thema, da die Auswirkungen der, nicht zuletzt durch medizinische Experimente in der NS-Zeit bedingten, erlittenen Traumata, noch heute eine zentrale Rolle spielen.
Die heutige Situation in Deutschland und anderen Ländern stand ebenso auf der Tagesordnung. Die Zuhörer_innen haben erfahren, welche verschiedenen Gruppen in Hinblick auf Aufenthaltsfragen zu unterscheiden sind, was die Heterogenität der Minderheit zusätzlich unterstreicht.
Auch das Konzept der „sicheren Herkunftsstaaten“ wurde thematisiert und der tief in der Mitte der Gesellschaft verankerte Antiziganismus anhand der Ergebnisse verschiedener Studien aufgezeigt.
Zum Ende wurden dem Publikum die Auswirkungen der jeweiligen Konstellationen in Hinblick auf die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen erläutert. Die aus der Verfolgung resultierenden und über Generationen übertragenen Ängste waren ebenso Thema wie der u.U. mangelnde Zugang zu Krankenversicherung bei unsicherem Aufenthalt oder materieller Not. Hieraus ergab sich eine gute Grundlage für eine intensive Diskussion, welche den vorgesehenen Zeitrahmen mehr als völlig ausgeschöpft hat.